Ich komme mir manchmal vor wie in einer Endlosschleife. Es wird langweilig. Es passiert immer wieder.
Oft denke ich, jegliche Art von Kampfkunst sollte nur im Verborgenen praktiziert werden. Stillschweigen bewahren. Den gi zum Trocknen im eigenen Badezimmer aufhängen. Per Post bestelltes Übungszubehör sollte neutral verpackt sein, als wäre es eine Sendung eines einschlägigen Sexartikelhändlers. Niemand soll erfahren, wohin Du mehrfach die Woche gehst. Sag, es ist eine Muckibude; oder Du gehst zum Federball.
Aber nein! Wir Dussel kokettieren ja doch dann und wann mit unserer Passion. Beim Bier mit den Kumpels; um diese nette Frau zu beeindrucken (oder den netten Mann, falls Du eine Frau bist); den Kollegen, weil man ja nach Feierabend doch etwas für sich selbst macht; oder einfach nur so, weil man ein interessantes Gespräch sucht oder bieten möchte.
Und dann ist er nicht weit weg und steht plötzlich vor Dir! Wie dieser ehemalige gute Kumpel von mir, der mir eines Tages eröffnete, dass er gegen mich antreten will. "Du kannst auch einen Tiefschutz tragen und auch Deinen Stock (Anm.: einer meiner jo, beste weiße Eiche, 127 cm lang). Dann gucken wir mal..." Oder den Azubi im Büro, mit dem man herumblödelt, ausgetestet wird und der dann in einem schönen nikkyo (Anm.: Beugetechnik am Handgelenk aus dem aikido) festgesetzt wird. Oder der Nachbar:"Also wenn ich Dich jetzt angreife, dann..."
Bingo! Solche Typen sind der echte Hauptgewinn! Ich habe von Leuten gehört, die so eine Herausforderung tatsächlich angenommen haben. Über den Ausgang habe ich bisher nie etwas gehört. Mich wundert es nicht. Euch etwa?
So wie o.g. Charaktere denken leider auch tausende Freizeit-Bruce-Lees oder -Steven-Seagals. Kampfkunst ist Selbstverteidigung, da lernt man, anderen ordentlich die Fresse zu polieren! Tut man das wirklich? Steht da nicht "Verteidigung"? Muss man da nicht erst einmal angegriffen werden? Lernt man da auch gezielte Provokation?
Lässt sich die erlernte Technik tatsächlich anwenden? Gerade dann, wenn man erst seit ein paar Jahren übt? Techniken, die man im dojo mit abgesprochenen Angriffen übt? Mit Angriffen, die darüber hinaus auch noch begrenzt sind?
Grundsätzlich liegt zu den Kampfkünsten eine Fehlinterpretation vor, die durch den überflüssigen Drang, Wettkämpfe auszurichten, hervorgerufen wird. Wenn z.B. zwei karateka in einem Wettkampf gegeneinander antreten, muß einer angreifen, sonst gibt es ja keinen Kampf, der zu bewerten wäre. Das ist also Selbstverteidigung? Ah, ja. Und: dieser Kampf ist nicht frei von strikten Regeln, was die Angriffe angeht. Wer kommt darauf, das sowas "straßentauglich" (so ein Sch***wort) ist?
Ich habe mal in einem dojo einen Neuling erlebt, wie er sagte, er möchte diese Kampfkunst erlernen, weil er mindestens einmal in der Woche angegriffen wird. Mal ehrlich: der Typ brauchte kein Training, sondern einen Psychologen. Wenn ich angegriffen werde, dann trage ich an der Situation mindesten fünfzig Prozent Anteil, das sollte jedem klar sein. Je friedfertiger meine Einstellung zu meiner Umgebung ist, desto weniger Stress habe ich in meinem Umfeld. Darüber lohnt es sich doch einmal nachzudenken, oder? Natürlich kommen jetzt wieder die "Worst-case-Fuzzies" aus ihren Löchern gekrochen, so wie damals beim Kriegsdienstverweigererausschuß:" Stellen Sie sich vor, zwei Russen (Anm.: damals das gängige Feindbild während des Kalten Krieges) bedrohen Ihre Familie mit dem Tod und Sie haben ein automatisches Gewehr in Reichweite..." Mal im Ernst: wo soll das passieren? Bei Aldi an der Kühltheke? Im Waschkeller? Mein tägliches Leben spielt sich nicht in irgendwelchen Krisengebieten oder Horrorszenarien ab! Immer schön mit den Füßen am Boden bleiben, Herrschaften! (Apropos "worst case": die beiden Typen sind schneller tot als ein Lämmchen mit dem Schwanz wedelt, wenn es denn schon sein muß, darauf zu antworten!)
Manchmal erkläre ist interessierten Leuten Kampfkunst als Videospiel. Du fängst im ersten Level an, lernst Deine ersten "Skills" und "Moves", rückst irgendwann in nächste Level vor oder startest das letzte Level neu. Am Ende erwartet Dich immer der Bossgegner, furchtbarer, als Du Dir vorstellen kannst - Du selbst! Und wenn Du es geschafft hast, Dein Ego zu besiegen, ist der Weg in´s nächste Level frei. Das bedeutet Arbeit, aber wer will schon ewig auf dem untersten Level bleiben oder im Mittelmaß ersticken?
Eine Frage die jeder für sich beantworten muß, ist: Was will Kampfkunst eigentlich?
Oft denke ich, jegliche Art von Kampfkunst sollte nur im Verborgenen praktiziert werden. Stillschweigen bewahren. Den gi zum Trocknen im eigenen Badezimmer aufhängen. Per Post bestelltes Übungszubehör sollte neutral verpackt sein, als wäre es eine Sendung eines einschlägigen Sexartikelhändlers. Niemand soll erfahren, wohin Du mehrfach die Woche gehst. Sag, es ist eine Muckibude; oder Du gehst zum Federball.
Aber nein! Wir Dussel kokettieren ja doch dann und wann mit unserer Passion. Beim Bier mit den Kumpels; um diese nette Frau zu beeindrucken (oder den netten Mann, falls Du eine Frau bist); den Kollegen, weil man ja nach Feierabend doch etwas für sich selbst macht; oder einfach nur so, weil man ein interessantes Gespräch sucht oder bieten möchte.
Und dann ist er nicht weit weg und steht plötzlich vor Dir! Wie dieser ehemalige gute Kumpel von mir, der mir eines Tages eröffnete, dass er gegen mich antreten will. "Du kannst auch einen Tiefschutz tragen und auch Deinen Stock (Anm.: einer meiner jo, beste weiße Eiche, 127 cm lang). Dann gucken wir mal..." Oder den Azubi im Büro, mit dem man herumblödelt, ausgetestet wird und der dann in einem schönen nikkyo (Anm.: Beugetechnik am Handgelenk aus dem aikido) festgesetzt wird. Oder der Nachbar:"Also wenn ich Dich jetzt angreife, dann..."
Bingo! Solche Typen sind der echte Hauptgewinn! Ich habe von Leuten gehört, die so eine Herausforderung tatsächlich angenommen haben. Über den Ausgang habe ich bisher nie etwas gehört. Mich wundert es nicht. Euch etwa?
So wie o.g. Charaktere denken leider auch tausende Freizeit-Bruce-Lees oder -Steven-Seagals. Kampfkunst ist Selbstverteidigung, da lernt man, anderen ordentlich die Fresse zu polieren! Tut man das wirklich? Steht da nicht "Verteidigung"? Muss man da nicht erst einmal angegriffen werden? Lernt man da auch gezielte Provokation?
Lässt sich die erlernte Technik tatsächlich anwenden? Gerade dann, wenn man erst seit ein paar Jahren übt? Techniken, die man im dojo mit abgesprochenen Angriffen übt? Mit Angriffen, die darüber hinaus auch noch begrenzt sind?
Grundsätzlich liegt zu den Kampfkünsten eine Fehlinterpretation vor, die durch den überflüssigen Drang, Wettkämpfe auszurichten, hervorgerufen wird. Wenn z.B. zwei karateka in einem Wettkampf gegeneinander antreten, muß einer angreifen, sonst gibt es ja keinen Kampf, der zu bewerten wäre. Das ist also Selbstverteidigung? Ah, ja. Und: dieser Kampf ist nicht frei von strikten Regeln, was die Angriffe angeht. Wer kommt darauf, das sowas "straßentauglich" (so ein Sch***wort) ist?
Ich habe mal in einem dojo einen Neuling erlebt, wie er sagte, er möchte diese Kampfkunst erlernen, weil er mindestens einmal in der Woche angegriffen wird. Mal ehrlich: der Typ brauchte kein Training, sondern einen Psychologen. Wenn ich angegriffen werde, dann trage ich an der Situation mindesten fünfzig Prozent Anteil, das sollte jedem klar sein. Je friedfertiger meine Einstellung zu meiner Umgebung ist, desto weniger Stress habe ich in meinem Umfeld. Darüber lohnt es sich doch einmal nachzudenken, oder? Natürlich kommen jetzt wieder die "Worst-case-Fuzzies" aus ihren Löchern gekrochen, so wie damals beim Kriegsdienstverweigererausschuß:" Stellen Sie sich vor, zwei Russen (Anm.: damals das gängige Feindbild während des Kalten Krieges) bedrohen Ihre Familie mit dem Tod und Sie haben ein automatisches Gewehr in Reichweite..." Mal im Ernst: wo soll das passieren? Bei Aldi an der Kühltheke? Im Waschkeller? Mein tägliches Leben spielt sich nicht in irgendwelchen Krisengebieten oder Horrorszenarien ab! Immer schön mit den Füßen am Boden bleiben, Herrschaften! (Apropos "worst case": die beiden Typen sind schneller tot als ein Lämmchen mit dem Schwanz wedelt, wenn es denn schon sein muß, darauf zu antworten!)
Manchmal erkläre ist interessierten Leuten Kampfkunst als Videospiel. Du fängst im ersten Level an, lernst Deine ersten "Skills" und "Moves", rückst irgendwann in nächste Level vor oder startest das letzte Level neu. Am Ende erwartet Dich immer der Bossgegner, furchtbarer, als Du Dir vorstellen kannst - Du selbst! Und wenn Du es geschafft hast, Dein Ego zu besiegen, ist der Weg in´s nächste Level frei. Das bedeutet Arbeit, aber wer will schon ewig auf dem untersten Level bleiben oder im Mittelmaß ersticken?
Eine Frage die jeder für sich beantworten muß, ist: Was will Kampfkunst eigentlich?
2 Kommentare:
Ein sehr schöner Beitrag. Du sprichst mir aus der Seele und bist abonniert.
Schönen Gruß
Hallo Stephan,
vielen Dank für Dein Lob!
Viele Grüße,
Bambusregen
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