02.05.07

Matahachi´s Stehcafe bei Sekigahara

Manchmal schweifen Gedanken sehr ab. Ab und zu zum Beispiel stelle ich mir folgendes vor:

Am einem frühen Morgen des Jahres 1600 bietet sich beim Dörfchen Sekigahara in der Provinz Gifu ein unglaublicher Anblick. 180000 Mann der Toyotomi und Tokugawa stehen sich gegenüber, bereit, die wichtigste Schlacht des japanischen Mittelalters zu schlagen. Zwischen den beiden Armeen öffnet der bis dahin unbescholtene Matahachi sein Büdchen, schmiert schon mal Stullen für den Verkauf, kocht Kaffee, hängt den Zeitungsständer mit der aktuelle Ausgabe der "Bild Shinbun" vor sein Kabuff und wartet auf Kundschaft, die jeden Morgen auf ein Schwätzchen vorbeischaut. Aber heute macht er das Geschäft seines Lebens! In der Halbzeit ihres Treffens entdecken die 180000 Gefolgsleute der Toyotomi und Tokugawa den ihnen bis dato unbekannten "Dursti-Shop". Sofort startet das Gerangel um die besten Plätze. Die Tokugawa sind einen Tacken schneller und die Toyotomi haben das Nachsehen, da die Lager bereits leer sind, als sie endlich an der Reihe sind. Das nachfolgende Geschubse und die (vereinzelten) Schlägereien gehen als die "Schlacht von Sekigahara" in die Geschichte ein. Die Tokugawa hatten leichtes Spiel, da sämtliche Toyotomi vergessen hatten, Stullen und Henkelmann mitzunehmen und somit ungestärkt den Tokugawa unterlegen waren.

Wie komme ich auf sowas? In den meisten dojo hat es sich eingebürgert, daß der sensei bei einer längeren Übungseinheit eine Pause einbaut. Das ist für uns natürlich toll, denn wir wissen doch alle: Pausen sind das Schönste an so einem anstrengenden Tag! Noch besser ist allerdings, wenn diese Pausen eingehalten werden und am aller- allerbesten muß sensei von einem seiner Schüler darauf hingewiesen werden, daß die Pausenzeit beginnt und der Unterricht sofort unterbrochen werden muß! Verzögerungen, die jetzt noch eintreten, werden mit Murren und Knurren goutiert, bis es endlich soweit ist! Schnell ein Schluck Wasser, dann noch eine Zigarette, ein bissel herumschwafeln und widerwillig zur letzten Runde starten.

Die Heere von Sekigahara waren sicherlich verdammt erschöpft und durstig. Ich kann mir nicht vorstellen, wie einer oder mehrere dieser Männer ihre Kriegsfürsten am Schlachtfeldrand aufsuchten, um sich eine Auszeit auszubitten. Sie hatten dazu keine Zeit. Hochkonzentriert boten sie alle ihre geistigen und körperlichen Kräfte auf, um das Überleben ihrerselbst und der Armee zu gewährleisten bzw ihren Teil dazu bei zu tragen.

Wenn wir uns wirklich auf etwas konzentrieren, vergeht die Zeit wie im Flug, das kennen wir alle. Ist es wirklich nötig, auf einer Pause zu bestehen? Wenn die Antwort ja ist, sind wir dann noch wirklich bei der Sache?

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