
Wir sind hier in Deutschland in eine gewisse "Nehmermentalität" verfallen. Für viele ist der Gang zur Übung etwas, das einer Art "Unterhaltung" nahe kommt, die ja schließlich bezahlt wurde. Über die erforderliche Einstellung dazu habe ich ja schon dann und wann gebloggt und ich werde es mit tödlicher Sicherheit noch mehrfach zu verschiedenen Aspekten tun, aber nicht jetzt. Mir geht es um etwas anderes: um ein bestimmtes Verhalten des Schülers im dojo.
Leider üben wir in einer ganz profanen Sporthalle einer Grundschule. An solchen Räumen ist nicht sonderlich feierliches; es gibt meist noch nicht einmal einen Raum, in dem die wichtigsten Utensilien für eine adäquate dojo-Ausstattung, besonders der kamiza, aufbewahrt werden können. Also wird die kamiza jedes Mal neu auf- und abgebaut. Unser sensei kommt also jeden Abend bepackt mit Beuteln, der Kalligraphie sowie seiner gi- und Schwerttasche zum dojo - und beim Betreten der Halle nahm lange Zeit keiner etwas mit. Ich habe dann irgendwann angefangen, ihm ein paar Dinge abzunehmen und in die Halle zu bringen, meist die Kalligraphie und den Beutel mit dem Halter für Räucherstäbchen, Spiegel und der Buddhastatue. Ab und zu nehme ich auch seinen Schwertkoffer, der nun ja sein sehr persönliches Eigentum ist, mit hinein. Jedenfalls hat sich danach einiges verändert. Fenster werden geöffnet, die kamiza ist aufgebaut, bevor sensei das dojo betritt und ebenso wird nach dem Ende der Übung auch alles von uns Schülern wieder abgebaut und ordentlich verstaut. Und neulich sagte sensei zu mir, daß er dieses "kultivieren" möchte und fragte, warum ich das täte. "Um klar werden zu lassen, wer hier der Boss ist." Aber das ist nur die halbe Wahrheit.
In erster Linie sind die Schüler für das dojo verantwortlich. Sie haben dafür zu sorgen, daß alles an seinem Platz ist. In japanischen dojos kümmern sich die Schüler sogar regelmäßig um die Reinigung und Instandhaltung der Übungsräume. Der Sinn der Sache ist, senseis Kopf und Aufmerksamkeit für die Vermittlung der Lehre freizuhalten. Je mehr Zeit für ihn gewonnen wird, desto mehr Gelegenheit haben wir, an seinem Können und seiner Weisheit teil zu haben. Diese Dinge kann man ohne großen Aufwand wortlos erledigen.
Dojo ist kein Nutzraum - dojo ist ein Aufgabengebiet!
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