24.01.08

Der Typ mit der extraweiten Marlene-Dietrich-Hose

Neulich saß ich mit einem meiner Mitschüler auf einer etwas größeren iai-Veranstaltung am dojo-Rand. Wir redeten über die verschiedenen Leute, die auf diesem Lehrgang anwesend waren (wir haben ausdrücklich nicht gelästert!) und über das, was sie so können und machen. Daraufhin machte ich meinen Freund auf einen Mann aufmerksam und sagte zu ihm:"Ich habe keine Ahnung, welchen Rang er hat, aber vor ihm muß niemand Angst haben."

"Wieso, kennst Du den?"

"Nein, aber schau Dir mal die hakama an. Siehst Du da irgendeine Falte?"

"Ääh..."

"Das Ding sieht aus wie eine Seemannshose. Vor jemandem, der keinerlei Präzision bei der Pflege der Kleidung aufbringt und augenscheinlich keinen Sinn für Ordnung hat, muß ich keine Angst haben. Er ist in allem so unpräzise und unordentlich, auch in der Übung."

"???"

"Ja, mein Bester, die Kleidung spiegelt die Geisteshaltung wieder!"

Es scheint vielen immer noch nicht klar zu sein, daß das, was wir tun, früher einer privilegierten Klasse vorbehalten war, dem Adel, der Upper-Class Japans. Jeder Japaner konnte ashigaru werden, aber samurai war man von Geburt an. Man stand nahe der Spitze der sozialen Pyramide, nicht an der Basis. Ich glaube nicht, daß irgendein Mitglied einer samurai-Familie dermaßen ungepflegt zu offiziellen Anlässen erschien.

"Ähm, Lars, kannst Du mir das nächste Woche mal zeigen?"

"Was zeigen?"

"Das Falten der hakama."

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