22.05.07

Gala entkoffeiniert

"Yeah, baby, the show must go on!" Rein in den Glitzeranzug, Make-up aufgelegt und ab ins Rampenlicht. Herumwedeln, sexy aussehen, mit dem Publikum flirten und ein bissel spektakuläre Akrobatik. Willkommen im Zirkus! Und jetzt die Tierdressur!!! Keine Tierdressur? Na, ist ja auch viel besser für die Tiere. Das "Flic-Flac" macht das auch seit Jahren so, mit großem Erfolg!

Ach, das ist ja gar kein Zirkus. Und die Akrobaten sind gar keine! Nein, es handelt sich um Kampfkünstler! Und das Programm ist die "Martial Arts-Gala" in Paris-Bercy. Alles bunt, laut und spektakulär. Aufwändiges Bodypainting, sexy Miezen im bauchfreien Outfit, coole Posen der Akteure und das wirklich legendäre Zertreten von Baseballschlägern und Zerschlagen von Eisenstangen an der eigenen Stirn. Wow, coole Sache!

Der Applaus war ja auch brandend! Prima! Und ab sofort kann sich jedes McDojo über neue Mitglieder freuen, die genau sowas wollen - auch die bauchfreie Mieze! Dann können sie sich rühmen, mal ein Brett mit der bloßen Faust oder dem Fuß traktiert zu haben.

Es soll nicht den Anschein erwecken, daß ich Vorführungen nicht mag. Ich mag sie, wenn der Rahmen der ganzen Sache stimmt, wenn sich zum Beispiel eine Gruppe für einen guten Zweck zusammentut, um Spenden zu sammeln. Für sowas bin ich sofort dabei. Und natürlich wenn ich weiß, daß es sich um Gleichgesinnte handelt, die sich gegenseitig ihre Schulen vorstellen.

Ich habe auch nichts gegen Bruchtests. Ab und zu sind sie wichtig, um den eigenen Fortschritt zu dokumentieren. Aber ich habe etwas gegen das billige Zurschaustellen, um Menschenmengen zu unterhalten!

Kampfkunst ist keine Tätigkeit für Zuseher. Es ist eine Tätigkeit für (Mit-)Macher. Ganz selten sind Zuschauer bei Übungseinheiten zugelassen, und wenn, dann als Ehrengäste. Ansonsten bekommt jeder Interessierte zu hören, "bewegungsfreundliche" Kleidung mitzubringen und an der Übung teilzunehmen, um einen Einblick zu bekommen, was tatsächlich passiert.

Und Kampfkunst unterhält nicht. Die Kunst (oder das Handwerk, wie ich oft sage) diente ursprünglich, das Überleben zu sichern. Später dann wandelte sich der Sinn dahin gehend, Körper und Geist des Ausführenden zu schulen. Aber Entertainment? Das war nie das Ziel der Kampfkunst und wird es auch nie sein - es sei denn, Du übst in einem McDojo!


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vollkommen Richtig Bambusregen. DAs sehen wir genau wie Du. Budo und Gala sind Gegensätze. Budo ist keine Show und kann auch nicht als Show dienen. Iaido und Aikido sind sowieso nicht wirklich spektakulär und somit kann kein Zuschauer ohne Budokenntnisse damit etwas anfangen.

Nun hatten wir aber gerade eine "Budogala" in Vorst. Unser Aikido-Shingen-Dojo hat natürlich teilgenommen und es hatte zwei Nutzen:
1) die Schüler konnten sehen, was unter Streß geht (wir haben nur Basics gezeigt und nicht "perfomed")
2) die Eltern und andere Budoteilnehmer kommen dem Budo näher, sich einander näher

Dafür kann es ganz gut sein. Ansonsten wie gesagt: große Zustimmung.

Herr Bambusregen hat gesagt…

Hallo Peter,

vielen Dank für Deinen Besuch und Deinen Kommentar. Selbstverständlich gibt es "Gala" und "Gala". Für eine Vorführung für einen guten Zweck z.B. wäre ich immer mit dabei!

Viele Grüße,
Lars