06.06.07

Ein Fall für zwei Bier

Manchmal setzen wir uns zusammen und tauschen uns einfach mal über Kampfkunst aus. Heute war mal wieder so ein Abend und eigentlich finde ich sowas toll. Nicht, das ich mich vor der körperlichen Anstrengung drücken will; den anderen Schülern über ihre Einstellung oder ihre Ansichten zuzuhören ist eine reiche Erfahrung.

Jedenfalls lenkte sensei heute das Gespräch in die Richtung "Was will budo überhaupt?". Es war schön: angenehme Temperaturen, wir saßen in großer Runde im Garten zwischen den Blumen, alle hatten etwas zu trinken und zu knabbern und eine unserer Mitschülerinnen hatte sogar einen kleinen Vortrag vorbereitet. Infolge dieses Vortrages kam es natürlich zu mancher Diskussion. Bald war jedem klar, daß iai mit dem Zerschneiden des Egos unter anderem recht viel zu tun hat. Jedem? Naja, dachte ich jedenfalls. Großer Fehler, mein Lieber, ganz großer Fehler!

Ich ließ mich dazu hinreißen, meine Mitschülern Rita (Name geändert, aber der Redaktion bekannt) zu fragen, warum sie sich mit iaido befasst. Sie antwortet:"Weil ich sonst zum Mörder geworden wäre! Und Du?" Sage ich:"Weil ich ein besserer Mensch werden möchte." Dann ging der Jammer los: wie ich denn auf sowas käme, das wäre ja komplett realitätsfern, ich hätte keine Ahnung und so weiter und so fort...

Ich muß zugeben, daß ich im ersten Moment recht wütend war. Dann aber machte sich eine Art Enttäuschung und/oder Traurigkeit breit: Sie kann nicht zuhören und hat offensichtlich den Kern des Abends gar nicht verstanden. Und mein sensei hat mit dieser Frau eine echte Aufgabe, wobei ich gar nicht weiß, ob sie das irgendwann einmal honorieren wird.

Letztendlich tat mir Rita (deren Name geändert...etc) auf der Heimfahrt über die Autobahn unendlich leid. Sie ist wirklich ein prima Beispiel dafür, wie man sich selbst im Weg stehen kann. Es zu vermeiden, ein Mörder zu sein ist doch, ein besserer Mensch werden zu wollen oder sehe ich da etwas falsch?

Und jetzt mache ich mein zweites Bier auf. Prost!

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