10.06.07

Woll´n se nich ´ne kleine Prise Moralin?

Der Begriff Moral (frz.: moral, v. lat.: moralis die Sitten betreffend; lat.:mos Sitte, Plural mores) bezeichnet:

* Die Gesamtheit der Normen, Werte, Grundsätze, die das zwischenmenschliche Verhalten in einer Gesellschaft regulieren und von ihrem überwiegenden Teil als verbindlich akzeptiert oder zumindest hingenommen werden (herrschende Moral; bürgerliche Moral sozialistische (Kampf)-moral). Gesetzliche Normen sind moralitätsneutral.
* Das sittliche Empfinden oder Verhalten eines Einzelnen oder einer Gruppe (hohe Moral; niedere Moral).
* In der Philosophie wird die Lehre vom sittlichen Verhalten des Menschen, auch Moralphilosophie genannt. (vgl. Ethik).
* Soziologisch kann man Moral als Instanz beschreiben, die es Individuen ermöglicht, in sozialen Systemen mitzuwirken, die zu komplex sind, als dass sie in ihrer Gesamtheit zu erfassen wären.

Soweit die Wikipedia.

Vor längerer Zeit habe ich einen Artikel über einen sehr alten karate-Lehrer gelesen. Auf die Frage eines Interviewers, was denn das große Geheimnis einer langen Laufbahn innerhalb der Kampfkünste sei, antwortete dieser nach einer kurzen Zeit des Nachdenkens: "Moralische Ausdauer."

Tatsächlich ist der moralische Radius eines Kampfkünstler recht groß. Er umfasst mehrere Ebenen seines Daseins:

Primus: der eigene Weg

Der innere Schweinehund ist ein widerlich hartnäckiges Tier. Ihn gilt es zu allererst, ständig innerhalb des eigenes Lebens zu besiegen. Eine Frage "Gehe ich heute ins dojo oder sehe ich fern?" stellt sich somit gar nicht - selbstverständlich gehe ich ins dojo. Das ist die Wahl, die ich zur ersten Stunde hin getroffen habe. Denn nur hier habe ich die Möglichkeit, etwas zu lernen, was ich ins tägliche Leben transportieren kann, um auch "neben der Matte" das Leben einer moralisch gefestigten Persönlichkeit zu leben.

Secundus: Der Weg der Anderen

Ob ich selber Schüler bin oder vieleicht sogar der Lehrer ist nicht wirklich erheblich. Wichtig ist als Schüler die Bedürfnisse des dojo zu erkennen und mitzuhelfen, die eigene Schule zu einer guten Schule zu machen. Dazu gehört auch, sich gegenseitig im Fortschritt zu beobachten und sich gegenseitig zu helfen.

Der Lehrer hat besonders die Verantwortung dafür, seinen Schülern die nötigen moralischen Grundwerte beizubringen und sie im dojo und im täglichen Leben vorzuleben, damit seine Schüler sich an ihm orientieren können.

Tertius: Der Weg des eigenen Lehrers

Jeder, ob Schüler oder dojo-Leiter, hat in der Kampfkunst einen Lehrer oder sensei, der als das Oberhaupt der Schule steht oder vielleicht sogar als aktiver Lehrer und Ratgeber in relativ unmittelbarer Reichweite steht. Ihm sind wir alle ausnahmlos verpflichtet, da er uns anleitet, die Lehre rein zu halten und sie zu lehren und zu leben.

Quartus: Das Haus der Lehre

Jeder, der eine Kampfkunst betreibt, weiß, daß ein dojo ein heiliger Raum ist. Um so mehr Aufmerksamkeit gilt es ihm zu schenken. Nicht nur, das es selbstverständlich sauber und aufgräumt ist, nein, auch seine dauerhafte Existenz muß gesichert sein. Ohne dojo keine Schüler, ohne Schüler keine Zukunft. Ohne Zukunft keine Lehre.

Kampfkunst ist im Gegensatz zu Kampfsport kein kurzweiliger Zeitvertreib. In der Kampfkunst liegen Moral und Verantwortung so verteilt wie in einer Ehe oder (noch besser) wie bei einem Priester.

Moralische Ausdauer? Ja, vom ersten Übungstag an...das Ende bleibt aber offen.

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