25.06.07

Mind is your own business

Gestern Abend habe ich mir die Schlusstage des natsu basho angesehen. Die Sensation: yokozuna Asashoryu ist in diesem Turnier fünfmal (!) unterlegen gewesen! Das gab es bisher noch nie! Sicherlich hat der auch das Frühjahrsturnier nicht gewonnen, aber durch die letzten Jahre war er durchgängig der beste sumotori und galt als nahezu unbesiegbar. Als er dann im letzten Kampf noch seinem Landsmann Hakuho unterlag, sagte der Kommentator etwas Bemerkenswertes: es würde so scheinen, als sei der yokozuna seit der Niederlage im Frühjahrsturnier gegen eben jenen Hakuho geistig angeschlagen.

Dem normalen Sportfernsehenzuschauer ist da gar nicht aufgefallen, in welche dramatische Situation Asashoryu sich da hat treiben lassen! Es ist doch so: sobald ein Kampfkünstler das dojo oder die Arena betritt, reinigt er seine Gedanken und erreicht den geistigen Zustand des zanshin (verharrender Geist) oder des fudoshin (unbeweglicher Geist). Welches Konzept er dabei für sich nutzt, ist unerheblich. Einzig wichtig ist die Klarheit, die Sicherheit ergibt und in geistiger und körperlicher Stärke resultiert. Die Tatsache, daß der yokozuna Asashoryu einen verstörenden Gedanken an die "Bedrohung" Hakuho zuließ, setzte eine Kettenreaktion in Gang, die ihn um seine Klarheit brachte, ihm dann seine Sicherheit nahm und seine Stärke ungenutzt ließ.



Nachfolgend habe ich noch zwei Hinweise für zanshin und fudoshin, die jeder ruhig beherzigen sollte:

Zanshin

lässt sich morgens in der Aufwachphase üben. Anstatt sofort die Augen zu öffnen, sollte man mehrere Tage versuchen, sie geschlossen zu halten, um das Wachwerden zu erfühlen. Die Wahrnehmung soll dann nach und nach auf den ganzen Körper ausgeweitet werden, am besten von den Füßen bis zum Kopf. Die nächste Phase der Wahrnehmung beinhaltet den Raum, in dem wir uns befinden. Dieser sollte nach und nach von unserem Körper aus wahrgenommen werden. In der letzten Phase breitet sich die Wahrnehmung auf den Bereich außerhalb der Raumes aus. Geräusche werden Quellen zugeordnet und zu zusammenhängenden Bildern verarbeitet. Wenn wir dieses regelmäßig üben, dann fängt der Geist nach und nach an, die unsichtbaren äußeren Umstände wahrzunehmen und wir bekommen ein besseres Gefühl dafür, wie es unserem Körper geht. Mit der Zeit wird diese Wahrnehmung natürlich und erreicht ein Level größter Aufmerksamkeit ohne bewußt aufmerksam zu sein.

Fudoshin

ist dann der geistige Zustand, der nach dem zanshin erreicht wird. Da der Geist sich rasend schnell von Eindruck zu Eindruck bewegt, erreicht er einen Zustand größter Stabilität und ist für Außenstehende durch seine ständige unendliche Bewegung nicht mehr wahrnehmbar.

Wir müssen bei jeder Übung auch zanshin und fudoshin üben, damit wir unsere Wahrnehmung ausdehnen können, um auch unseren Übungspartner oder auch den Gegner mit in diese Wahrnehmung einzubeziehen. Diese Wahrnehmung ist für jeden Kampfkünstler essentiell!

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