17.06.07

Vom Wert der Grundschule

Als ich damals zum allerersten Male in ein dojo ging, um zu lernen, da bekam ich leider keine Schultüte so wie damals, als ich eingeschult wurde. Aber das Gefühl war für mich dasselbe, so wie die Situation die selbe war. Und so wie damals in der ersten Klasse die ersten Gehversuche in der Schreibschrift gemacht wurden, so machte ich (und mache heute noch) im dojo meine ersten Gehversuche in der Kampfkunst. Leider lernt man ja in der Schule nicht mehr viel, das man im täglichen Leben gebrauchen könnte. Man wird ein wenig erzogen und dann in einem Alter zwischen sechzehn und neunzehn Jahren auf den Rest der Menschheit losgelassen. Ich bin mir wirklich nicht so sicher, ob das so richtig ist.


Aber ich will mich nicht über das Schulsystem auslassen. Dazu gibt es andere Stellen. Ich rede hier von Kampfkunst, ausgeübt im dojo, angeleitet von einem Lehrer. Im Gegensatz zum normalen Schulwesen kehren wir in der Kampfkunst immer wieder zur Grundschule zurück, die wir gerne auch mal "basics" nennen.

Viele sind wahnsinnig davon genervt, immer wieder mal "von vorne" anzufangen. Im iai zum Beispiel gibt es die seitei. Dieses seitei iai haftet sehr stark an der Form. Es wird sehr viel wert auf die Stellung der Füße, das korrekte geradlinige Führen der Hüfte oder auch das präzise Schneiden gelegt. Jeder, den ich kenne, mag die koryu-Stile sehr viel mehr, weil sie freier in der Ausführung sind und sich eben nicht in den oben genannten engen Grenzen bewegen. Ich kann auch nicht gelten lassen, daß seitei unrealistisch sei. Vielmehr ist seitei die beste Grundlage, sich mit seinen eigenen Makeln des Körpergefühls und dem eigenen Anspruch und der Wahrheit auseinander zu setzen. Denn nur in der seitei zeigt sich, in wiefern der Körper die Kampfkunst "verstanden" hat. Und es ist schier unglaublich, wie viele unnötige Bewegungen wir machen. Und gerade wir sollten wissen, das jede Bewegung mehr ohne Sinn gleichzeitig unser Ende bedeutet. Für dieses Verständnis ist seitei das probate Mittel.

Wir durften damals im ersten Schuljahr recht früh mit Druckschrift und Kugelschreiber experimentieren, wo wir doch besser mit dem Federhalter richtige Schreibschrift hätten üben sollen. Das weiß ich heute. Aber unsere Lehrer waren ja ach so progressiv und meine Handschrift bleibt auf ewig versaut. Zum Glück haben wir aber in der Kampfkunst die Möglichkeit, immer wieder zum Beginn zurück zu kehren. Das ist nahezu unbezahlbar.

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