Ab und zu, wenn ich ein Buch über die samurai lese, bleibe ich an der Aussage hängen, daß diese von uns ob ihres Strebens zur Perfektion verehrten Krieger keinerlei Bezug zu Geld hatten. Dies ist, wenn man sich die Umstände ihres täglichen Lebens ansieht, auch nicht sehr verwunderlich. Ihr Leben damals ähnelte sehr dem Leben der kasernierten Berufssoldaten heute. Und in der unruhigen Zeit der Bürgerkriege und scheinbar endlosen Aneinanderreihung von Schlachten und Gefechten hatte Geld auch keine Bedeutung. Dafür war in vielen Fällen das Leben einfach zu kurz.
Nach der Befriedung durch das Tokugawashogunat traten eine handvoll Kämpfer aus der gesichts- und namenlosen Masse der Armeen, die nun erwerbslos geworden waren, heraus und gaben der Kampfkunst das Gesicht, das es heute hat.
Musashis Werdegang setzte zu dem Zeitpunkt der Schlacht von Sekigahara ein, also zur
Zeit nach den Bürgerkriegen. Er war arm und er blieb arm. Er strebte nun einmal nicht nach Geld und Macht, sondern nur nach der vollkommenen Kunst. In seiner Art des Extremen benötigte er auch keinerlei Besitz. Damit wurde er zwar zu dem Idealbild für ganze Generationen von Kampfkünstlern, hatte aber Zeit seines Lebens nie Familie oder ein eigenes Dach über dem Kopf. Er beendete sein Leben als Gast eines seiner Gönner. Sein Vermächtnis sind ein Buch, ein paar Kalligraphien und eine handgeschnitzte fudo myo-o-Statue.
Tesshu lebte, wenn auch 200 Jahre nach Musashi, ein ähnliches Leben in Armut. Dabei
verdiente Tesshu regelmäßig Geld in seinen Anstellungen als Berater von Kaiser Meiji, aber er gab sein Geld immer gleich aus. Manchmal waren die finanziellen Mittel so knapp, daß er und seine gesamte Familie in einem hinfälligen Haus mit gerade einmal zwei tatami auskommen mußten und es nur alle paar Tage etwas zu Essen gab. Aber während Musashi sein Leben nur der Kunst hingab, verbrachte Tesshu seine Tage mit Erfüllung seiner dienstlichen Pflichten, der Übung und Verfeinerung seiner muto ryu, zen-Meditationen und (wenn es erforderlich war) Anfertigung von Kalligraphien zum Verkauf.
Zwei Ikonen der Kampfkunst, zwei Beispiele, zwei Entwürfe für das Leben. Hand aufs Herz: wie weit kommen wir mit Beispiel 1? Wir sind Musashi dankbar für seine Selbstsucht. Ja, richtig: Selbstsucht! Rücksichtslos hat er seine Vision der Kunst verfolgt, geradezu unsozial hat er sein Leben verbracht. Wir sind aber soziale Wesen, leben in Gemeinschaften und Beziehungen. Wenn wir so wie Musashi agieren, werden wir sehr einsam und bettelarm sein. Und beides sind keine erstrebenswerte Umstände. (Und Musashi war einsam. Immerhin dichtet Eiji Yoshikawa ihm in der fiktiven Biographie sogar Frauen (!) an! Und was macht Musashi? Er verschmäht sie allesamt. Ich kann mir das für mich nicht vorstellen! Was Musashi zu wenig hatte, hatte Tesshu zuviel. Er war eher ein "Ladies man", der er eine lange Zeit frauentechnisch ordentlich übertrieben hat, bis seine Frau ein energisches Veto eingereicht hat. Danach blieb er treu und widmete sich weiterhin nur der Verpflichtungen, der Kunst, dem zen und dem Geld verdienen.)
Offensichtlich hatte Tesshu etwas voraus. Er machte sich zwar nicht viel aus Geld, aber er erkannte durchaus seinen Wert und Nutzen. Von ihm stammt auch die Einsicht, daß der Weg des Kriegers und der Weg des Händlers identisch sind.
Ein mir bekannter Kampfkunstlehrer hat mal gesagt, wenn man sich keine unnötigen Sorgen um Geld macht, dann hat man immer welches. Das heißt nicht, daß man mit seinen finanziellen Mitteln sorglos umgeht. Vielmehr schenkt man ihnen soviel Beachtung, wie nötig ist. Das kann mal mehr, mal weniger sein. Und auch, wenn uns Geld nicht wichtig erscheint, so dürfen wir es nicht aus den Augen verlieren oder es unterschätzen.
Wie schrieb Musashi in seinem "Buch der fünf Ringe"?
Da dieses Buch sein Vermächtnis ist, das er gegen Ende seines Lebens verfasst hatte, hat wohl auch er diese Einsicht gehabt. Es ist anzunehmen, das Tesshu das Buch auch gelesen hat. Auch wir haben fast alle diese Buch gelesen. Aber wir haben den Vorteil, solche kleinen Dinge früher verstehen zu dürfen.
Nach der Befriedung durch das Tokugawashogunat traten eine handvoll Kämpfer aus der gesichts- und namenlosen Masse der Armeen, die nun erwerbslos geworden waren, heraus und gaben der Kampfkunst das Gesicht, das es heute hat.
Musashis Werdegang setzte zu dem Zeitpunkt der Schlacht von Sekigahara ein, also zur
Zeit nach den Bürgerkriegen. Er war arm und er blieb arm. Er strebte nun einmal nicht nach Geld und Macht, sondern nur nach der vollkommenen Kunst. In seiner Art des Extremen benötigte er auch keinerlei Besitz. Damit wurde er zwar zu dem Idealbild für ganze Generationen von Kampfkünstlern, hatte aber Zeit seines Lebens nie Familie oder ein eigenes Dach über dem Kopf. Er beendete sein Leben als Gast eines seiner Gönner. Sein Vermächtnis sind ein Buch, ein paar Kalligraphien und eine handgeschnitzte fudo myo-o-Statue.Tesshu lebte, wenn auch 200 Jahre nach Musashi, ein ähnliches Leben in Armut. Dabei
verdiente Tesshu regelmäßig Geld in seinen Anstellungen als Berater von Kaiser Meiji, aber er gab sein Geld immer gleich aus. Manchmal waren die finanziellen Mittel so knapp, daß er und seine gesamte Familie in einem hinfälligen Haus mit gerade einmal zwei tatami auskommen mußten und es nur alle paar Tage etwas zu Essen gab. Aber während Musashi sein Leben nur der Kunst hingab, verbrachte Tesshu seine Tage mit Erfüllung seiner dienstlichen Pflichten, der Übung und Verfeinerung seiner muto ryu, zen-Meditationen und (wenn es erforderlich war) Anfertigung von Kalligraphien zum Verkauf.Zwei Ikonen der Kampfkunst, zwei Beispiele, zwei Entwürfe für das Leben. Hand aufs Herz: wie weit kommen wir mit Beispiel 1? Wir sind Musashi dankbar für seine Selbstsucht. Ja, richtig: Selbstsucht! Rücksichtslos hat er seine Vision der Kunst verfolgt, geradezu unsozial hat er sein Leben verbracht. Wir sind aber soziale Wesen, leben in Gemeinschaften und Beziehungen. Wenn wir so wie Musashi agieren, werden wir sehr einsam und bettelarm sein. Und beides sind keine erstrebenswerte Umstände. (Und Musashi war einsam. Immerhin dichtet Eiji Yoshikawa ihm in der fiktiven Biographie sogar Frauen (!) an! Und was macht Musashi? Er verschmäht sie allesamt. Ich kann mir das für mich nicht vorstellen! Was Musashi zu wenig hatte, hatte Tesshu zuviel. Er war eher ein "Ladies man", der er eine lange Zeit frauentechnisch ordentlich übertrieben hat, bis seine Frau ein energisches Veto eingereicht hat. Danach blieb er treu und widmete sich weiterhin nur der Verpflichtungen, der Kunst, dem zen und dem Geld verdienen.)
Offensichtlich hatte Tesshu etwas voraus. Er machte sich zwar nicht viel aus Geld, aber er erkannte durchaus seinen Wert und Nutzen. Von ihm stammt auch die Einsicht, daß der Weg des Kriegers und der Weg des Händlers identisch sind.
Ein mir bekannter Kampfkunstlehrer hat mal gesagt, wenn man sich keine unnötigen Sorgen um Geld macht, dann hat man immer welches. Das heißt nicht, daß man mit seinen finanziellen Mitteln sorglos umgeht. Vielmehr schenkt man ihnen soviel Beachtung, wie nötig ist. Das kann mal mehr, mal weniger sein. Und auch, wenn uns Geld nicht wichtig erscheint, so dürfen wir es nicht aus den Augen verlieren oder es unterschätzen.
Wie schrieb Musashi in seinem "Buch der fünf Ringe"?
Mache Dich mit dem Weg aller Berufe bekannt.
Habe acht auch auf die kleinen Dinge.
Habe acht auch auf die kleinen Dinge.
Da dieses Buch sein Vermächtnis ist, das er gegen Ende seines Lebens verfasst hatte, hat wohl auch er diese Einsicht gehabt. Es ist anzunehmen, das Tesshu das Buch auch gelesen hat. Auch wir haben fast alle diese Buch gelesen. Aber wir haben den Vorteil, solche kleinen Dinge früher verstehen zu dürfen.
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