17.02.08

Kampfkünstler wissen!

Eigentlich ist es unerheblich, ob der Übende erst seit ein paar Stunden oder schon seit langen Jahren dem Weg der von ihm gewählten Kunst folgt. Eins ist ihm immer gewahr: er muß Dinge zu Ende bringen!

Wenn ein aikidoka mit seinem Partner koteoroshi, shihonage oder einen kokyunage übt, dann bringt er seinen uke zu Fall und wird ihn so los. Ist uke einmal weg, droht von diesem Angriff keine Gefahr mehr und die Technik ist abgeschlossen; mit dem nächsten Angriff beginnt alles von vorn. Wenn aber eine Technik in der Ausführung oder die Konzentration des Ausführenden eine Lücke ausweist, bleiben dem Angreifer eine ganze Reihe von Optionen offen: so kann er zum Beispiel diese Lücke nutzen, um einen neuen Angriff zu unternehmen, der möglicherweise in einer ernsten Situation fatale Folgen haben könnte.

Ebenso ist der Angreifer angehalten, seine Aufgabe bis zu Ende durchzuführen. Tut er es nicht, bringt er (je nach Level der Übung) sich selbst in Gefahr und nimmt seinem Partner zusätzlich noch die Möglichkeit einer korrekten Ausübung der Technik.

Ein Praktizierender der Schwertkunst wird solcher Not gewahr, wenn er mit einem Partner kumitachi übt. Die Tatsache, das ein nicht zu Ende gebrachter Schnitt oder Stich umgehend mit dem monouchi (die ersten 30 Zentimeter der Klinge, mit denen hauptsächlich geschnitten wird) des gegnerischen Schwerts am eigenen Hals oder auf der eigenen Brust enden kann, unterstreicht den unbedingt lebensbedrohlichen Charakter der Partnerübung.

Kenjiro Yoshigasaki Sensei sagte vor vielen Jahren einmal auf einem Lehrgang:" When you finish, finish completely!". Dem ist, unter Betrachtung der oben genannten Möglichkeiten, nichts hinzu zu fügen.

Wenn ihr jetzt einmal von dem Moment an, an dem ihr diesen Artikel gelesen habt, hingeht und euch genau anseht, von wieviel unerledigten Dingen ihr umgeben seid, sei es daheim, auf der Arbeitsstelle oder in sozialen Bindungen, wird euch dann nicht auch mulmig? Jede nicht unerledigte Aufgabe kommt wieder zurück und es ist anzunehmen, daß das erneute Auftreten einer unerledigten Sache allergrößte Unannehmlichkeiten mit sich bringen wird.

Jeder sollte sich diese Worte zu eigen machen:

"When you finish, finish completely!"

Deshalb wissen Kampfkünstler mehr. Vertraut mir!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

1000 unerledigte Dinge - So dürfte meine Bilanz aussehen. Der Artikel drängt zum Nachdenken an und das werde ich auch tun.

Gruß,
freeks

PS: Ist wirklich toll, dein Blog, mach weiter so.

Anonym hat gesagt…

Wie immer: sehr schön!
Vielen Dank dafür!
Micha

Anonym hat gesagt…

Ja, viele kleine unerledigte Dinge gibt es hier in meinem Umfeld. Die wichtigen, mir angenehmen werden immer sofort erledigt, die wichtigen, mir unangenehmen, sitzen manchmal kurz auf der Wartebank.

Die unwichtigen-unerledigten werden mit der Zeit nebenbei abgearbeitet.

Ich habe mich frei gemacht von der Idee immer gleich alles erledigen zu müssen. Die Welt geht davon nicht unter und mir gibt es eine angenehme Ruhe.

Natürlich sollten die wichtigen Dinge nicht lange liegen bleiben. Für diese habe ich aber auch mehr Kraft, seitdem ich den unwichtigerern, kleinen Dingen weniger Beachtung schenke.

Wichtig ist in meinen Augen die Fähigkeit zu erkennen, in welche Kategorie all die Dinge, die einem im Leben so beschäftigen, untergebracht werden sollten.

Liebe Grüße
sui fēng