27.08.08

Zwei Anekdoten

Vor einigen Jahren hatte ich mir im TV eine Dokumentation angesehen, in der ein deutschsprachiger karateka verschiedene Dinge über "seine" Kunst erklärte und auch darstellen ließ. Leider habe ich mir seinen Namen nicht gemerkt und auch diese Sendung nicht mitgeschnitten. Jedenfalls war sie auch für einen Schüler anderer Künste ausgesprochen informativ und von außerordentlich guter Qualität.

Zwischendurch wurden ein paar Interviewfragen eingestreut und schlußendlich kam auch die unvermeidliche Frage:"Haben Sie karate schon einmal anweden müssen?"

Die Antwort war ganz interessant. Der karateka erzählte, daß er einmal in Australien einen Streit schlichten wollte und dabei angegriffen wurde. Da hätte er etwas tun müssen, "aber das war eher eine Art aikido."

Soweit die erste Anekdote.

Die zweite Anekdote geht so: als Tohei Sensei noch ein junger Mann war und Osenseis bester Schüler, kam es, daß ein Kämpfertyp (ich weiß nicht, ob karateka oder sonst etwas, es spielt auch keine Rolle) regelmäßig vor Osenseis dojo auftauchte und den alten Lehrer herausforderte. Ueshiba lehnte ab. Und er lehnte oft ab. Tohei Sensei bekniete seinen Lehrer, ob er nicht stellvertretend für ihn kämpfen dürfe. Ueshiba lehnte auch dies ab. Allerdings war Tohei Sensei sehr penetrant und schließlich bekam er die Erlaubnis, sich bei der nächsten Gelegenheit mit dem Herausforderer zu messen. Und so kam es dann auch, daß ein Treffen verabredet wurde.

Die Beiden trafen sich irgendwo außerhalb und bevor irgend etwas wesentliches passierte hatte Tohei Sensei seinem Gegner auf geradem Wege die Faust ins Gesicht geschickt. Der Gegner schlug lang hin und protestierte, das sei aber kein aikido gewesen. Tohei Sensei entgegnete daraufhin:" Nein. Du wolltest doch aber kämpfen."

Beide Geschichten haben ihren eigenen Unterhaltungswert. Diejenigen, deren Kampfkunst immer besser als eine andere ist (weil sie überlegen ist) könnten sagen, daß nach der ersten Anekdote aikido besser als karate sei. Nach der zweiten Anekdote könnten sie sagen, daß Boxen besser als aikido sei. Beides ist natürlich Unfug.

Man kann zwei Dinge daraus lernen.

Erstens: Man braucht nur eine Kunst zu praktizieren, aber das sollte man so ernsthaft wie nur irgend möglich tun.

Zweitens: Es ist egal, welche Kampfkunst praktiziert wird. Wichtig ist, sie in den entsprechenden Situationen angemessen anzuwenden.

1 Kommentar:

Yin-und-Yang hat gesagt…

Das ist wie beim Fußball. Da verlieren auch immer die, die am besten Spielen - nur weil es diese darwinistische Tor-Regel gibt.
Im Ernst. Fähigkeiten im Kampf erringt man nur durch Praxis. Weil es diese Praxis (zum Glück) in Deutschland kaum gibt, sollte auch niemand mit Kampf-Fähigkeiten prahlen, die er nie getest hat.